Vorgespräche und Beratung

Die Arbeit im Assistenzhundebereich ist sehr umfassend und anspruchsvoll.

Das wird von vielen Assistenzhundehaltern und Interessenten unterschätzt. Ein Erstgespräch, schnell Möglichkeiten finden für die Finanzierung, schnell einen Hund finden … das biete ich nicht an.

Bevor es überhaupt um die Suche eines geeigneten Hundes geht, stehen umfangreiche Vorbereitungen an. Alles wird dokumentiert und später dann auch evaluiert.

Folgende Fragen und noch mehr stelle ich in der Beratung und den Vorgesprächen und ich erkläre in diesem Post was das mit einem Assistenzhund zu tun hat.

– Welche Diagnosen liegen seit wann vor?

– In welchem Ausmaß beeinflussen welche Symptome den Alltag?

– Was für Medikamente werden eingenommen?

– Was für ärztliche und anderweitige Behandlungen werden in Anspruch genommen?

– Gibt es einen Pflegegrad?

– Liegt ein Schwerbehindertenausweis vor?

– Welche finanzielle Mittel werden von welchen Ämtern für was für Leistungen in der Pflege und Assistenz in Anspruch genommen?

– Wie sieht die familiäre Struktur und Unterstützung aus?

– Aus was für Menschen und/oder Institutionen besteht das Hilfsnetzwerk?

– Wie ist die Tagesstruktur?

– Das Thema Arbeit wird angesprochen.

– Genauso reden wir über Zukunftspläne bzgl. Familie und Arbeit und Hobbys.

Das sind alles sehr intime Themen und es braucht viel Vertrauensvorschuss um diese ehrlich zu beantworten.

Für mich sind die Antworten sehr wichtig. Warum?

Um festzustellen:

– ob ein Assistenzhund unterstützen kann,

– welche Form der Ausbildung realistisch ist,

– was für ein Hundetyp passen könnte,

– ob der Betroffene noch weitere Möglichkeiten hat Unterstützung zu bekommen, sowohl von Menschen, als auch finanzielle Unterstützung für den Assistenzhund,

– ob gewährleistet kann, dass der Hund artgerecht und tierschutzkonform gehalten werden kann und

– ob das Verhältnis zwischen Freizeit, wirklichen Auszeiten, Training und Arbeit des Hundes stimmig ist.

Mehrfacherkrankungen müssen berücksichtigt werden. Medikamente können die Konzentration und das Reaktionsvermögen des betroffenen Menschen stark beeinflussen.

Einigen rate ich zur Vorbereitung zu therapeutischen Maßnahmen, wie zur tiergestützten Therapie oder sich mit Skills zu beschäftigen. Bei anderen muss erst einmal ein ganzes Hilfsnetzwerk aufgebaut werden. Manche wissen um ihre Rechte bzgl. Pflege nicht. Es gibt betroffene Menschen, die so begeistert sind von der Idee eines Assistenzhundes und deren Fähigkeiten, dass sie die vielen Unsicherheiten im Alltag nicht merken, die wir im Coaching dann bearbeiten können.

Es ist unerlässlich das Hilfsnetzwerk mit einzubeziehen was aber auch Mehrarbeit bedeutet. Ich möchte nicht, dass Kunden später in Bredouille kommen, weil sie sich die Ausbildung nicht mehr leisten können oder der Krankheitsverlauf anders verläuft und sie dann mit einem Welpen alleine Zuhause sitzen. Deshalb mache ich mir die Mühe und drösele alles auf, evaluiere es, wäge ab, gehe mit Kunden verschiedene Lösungsmöglichkeiten durch, weise sie aber auch auf mögliche Schwierigkeiten hin.

Das ist unglaublich viel Arbeit und hat erst einmal nur indirekt etwas mit dem Hund zu tun. Es ist viel Papierkram, Telefonate, Recherchen, Gespräche, Konzepte entwickeln. Ich hoffe, dass dieser Aufwand Standard wird und dass Interessenten für einen Assistenzhund sich selbstständig sehr gut hinterfragen und reflektieren. Noch viel zu häufig kommt es zu verzweifelten Notrufen, wenn dann der angehende Assistenzhund da ist oder wenn es, auch nach der Prüfung, nicht mehr läuft.