Wenn der Assistenzhund (Azubi) krank ist

Ich schreibe nicht nur als Assistenzhundetrainerin, sondern auch als Assistenzhundehalterin (deren Hündin vor vier Tagen eine Kreuzband-OP hatte).

Natürlich werden auch Assistenzhunde, so wie alle anderen Lebewesen, mal krank oder verletzen sich.

Darüber sollte man sich vorab Gedanken machen.

Wir sind ein Team mit unseren Assistenzhunden, es sind Freunde, Weggefährten und meistens auch unsere persönliche Lebensversicherung, die uns ein selbstständigeres Leben ermöglichen. Unsere Hunde sind für uns da.

Genauso sollten wir für unsere Hunde da sein! Immer! Im Krankheitsverfall benötigen sie jedoch eine viel intensivere Betreuung.

Was ist zu beachten, wenn der Assistenzhund (Azubi) krank oder verletzt ist?

  1. Den Assistenzhund (Azubi) SOFORT aus der Arbeit nehmen!

Das bedeutet KEINE Arbeit, weder mit Kenndecke noch ohne. Das sollte in der Ausbildung bereits dem Hund beigebracht werden. Abschalten, abgeben. Der Hund muss lernen zwischen Freizeit- und Arbeitsmodus zu unterscheiden und seinem Menschen so sehr vertrauen, dass er „abgibt“.

2. Erste Hilfe leisten

Egal was für eine Erkrankung man hat. Abgesehen von den grundlegenden Kenntnissen, die man in der Ersten Hilfe haben sollte, sowie Erste Hilfe-Materialien, muss man:

– schnell reagieren können,

– Hilfe holen können,

– den Hund halten, ggf. heben oder tragen können,

–  Materialien holen können,

– Blutungen stoppen können,

– ggf. den Hund in die stabile Seitenlage bringen können und

– reanimieren können.

3. Das Finanzielle

Eine Behandlung kann sehr teuer werden!

Die meisten Tierärzte möchten das Geld sofort bar oder per EC-/Kreditkarte. Damit der Hund nicht leidet und er auch in Zukunft arbeiten kann, darf häufig keine Zeit verschwendet werden, z.B. durch Aufschieben von Behandlungen, da kein Geld zur Verfügung steht.

Nicht nur die Akutbehandlung kostet viel Geld. Auch die Nachsorge, Medikamente, Ergänzungsfuttermittel usw.

Es gibt Versicherungen oder man sollte einiges an Geld zurücklegen (was bei einer OP unter Umständen nicht reicht). Viele Menschen, die von Sozialhilfe leben, haben die Problematik, dass das Geld nicht auf einem Konto „gelagert“ oder angespart werden kann.

4. Der Tierarzt

Für einige Verletzungen und Erkrankungen sollte es zum Spezialisten gehen.

Nicht alle Tierärzte kennen sich mit Assistenzhunden aus. Es ist wichtig, dem Tierarzt zu sagen, was der Hund im Alltag leistet.

Aufgrund dessen kann es sein, dass der Tierarzt schneller behandelt, eine andere Behandlungsmöglichkeit wählt usw. Außerdem ist es der Tierarzt, der einem bescheinigt, wann und ob der Hund wieder arbeiten kann.

5. Die Nachversorgung

Je nachdem was der Hund hat/hatte und ob er operiert worden ist, ist die Nachversorgung sehr komplex und zeitintensiv.

Der Hund wird dem Menschen bei einer OP nach dem Aufwachen übergeben. Dann ist der Hund u.U. immer noch nicht ganz da und die Medikamente müssen erst einmal verstoffwechselt werden.

Wenn eine Nachversorgung notwendig ist und das ist in den meisten Fällen notwendig, gehört dazu:

  • Regelmäßige Medikamentengabe.
  • Den Hund schonen, evtl. ruhig halten.
  • Verbandswechsel.
  • Physiotherapie.
  • Viele Behandlungen bringen die Verdauung durcheinander oder schlagen dem Hund auf den Magen, d.h. man muss häufiger, auch nachts, kurz runter.
  • Bei Erkrankungen des Bewegungsapparates kann es notwendig sein, den Hund durch eine Gehhilfe zu unterstützen, ihn teilweise zu tragen und zu heben.
  • Mehrfache Kontrollbesuche beim Tierarzt bei denen man ein Auto benötigt (wenn man kein eigenes hat oder nicht Auto fahren darf ein Taxi).
  • Der Hund kann nicht alleine gelassen werden, weil er unter Beobachtung stehen muss.

usw.

Die Nachversorgung kostet nicht nur noch mehr Geld, sondern auch viel Kraft, Nerven und Durchhaltevermögen. Der Alltag muss komplett umgestellt werden.

Durch den Stress, weniger Schlaf kann sich das negativ auf die eigene Symptomatik der Erkrankung, die man hat, auswirken.

Da der Hund nicht arbeiten darf, benötigt man spätestens jetzt menschliche Assistenz.