Für den (Assistenz)Hund

Hunde, die zu Assistenzhunden ausgebildet werden sollen, werden in der Regel sorgfältig von fachkundigen Menschen ausgesucht. Das ist keine Garantie, dass diese Hunde auch tatsächlich eine Assistenzhundeausbildung inklusive der Grundausbildung und schlussendlich die Prüfung erfolgreich meistern.

Es sind und bleiben Hunde! Hunde mit ihrem eigenen Charakter, Persönlichkeitsmerkmalen, Rassedisposition, Bedürfnissen. Hunde werden nicht als Assistenzhunde geboren.

Hunde möchten gesehen werden. Sie sind hoch soziale Lebewesen.

Die Welpenzeit ist anstrengend und gleichzeitig wunderschön. Bereits im Welpenalter bieten die Hunde so viel von sich aus an. Es entwickelt sich eine Beziehung, eine Bindung zu den Hundehaltern. Grundlagen können schon früh leicht gelegt werden.

Dann kommen die hormonellen Umstellungen und bis der Hund erwachsen ist machen die Menschen und deren Hunde einige Höhen und Tiefen durch. Das ist nichts Negatives. Ganz im Gegenteil das stärkt die Bindung zwischen Hund und Hundehalter.

Leider werden in dieser so wichtigen Zeit, teilweise schon früher die Hunde regelrecht an die Wand gefahren, ihnen wird von ihren eigenen Besitzern der Boden buchstäblich unter den Pfoten weggerissen.

Der Hund muss doch funktionieren!!! Der wurde speziell ausgesucht!

Schuldige werden gesucht: Der Hund, Züchter, Trainer, sogar Tierärzte.

Leider gibt es Menschen, die sich nicht selber hinterfragen. Die nicht überlegen woran es liegen könnte.

Gebe ich dem Hund genug Halt und Sicherheit? Setze ich konsequent Grenzen? Was hat mein Hund für Bedürfnisse? Hat er ausreichend Ruhe, Schlaf und freie Zeit zum rumschnüffeln, spielen, rennen? Wie ist die Bindung zu meinem Hund? Gebe ich ihm durch meine Körpersprache, Mimik, Gestik, Stimmlage Sicherheit und Halt, so dass man gemeinsam auch durch schwierige Situationen hin durchkommt?

Stattdessen kommt es auch im Assistenzhundebereich immer wieder vor, dass der Hund den Erwartungen seines Menschen gar nicht gerecht werden kann.

Der Hund wird nicht mehr als Teampartner gesehen. Dabei ist es genau das was den Assistenzhund ausmacht: Die gemeinsame Bindung, gemeinsam geht man durch Höhen und Tiefen und wächst daran! Das ist keine Aufgabe, die ein Fremder dem Menschen abnehmen kann!

Statt sich die oben genannten Fragen zu stellen, sich Wissen anzueignen, seinen eigenen Alltag etwas umzustellen, dem Hund Leichtigkeit und Spaß zu vermitteln werden jetzt andere Seiten aufgezogen. Sehr häufig eine Folge von fehlender Sozialisierung, Habituation, klarer Kommunikation und Grenzen zeigen, ein Bindungspartner zu sein im Welpenalter.

Der Hund wird mit Geschirr, Halsband, Retrieverleine und Halti, sowie Leinen (die sonst wo überall eingeklinkt werden) abgesichert. Schwer bewaffnet mit noch weiteren Hilfsmitteln geht es dann los.

Zuhause geht es ab in die Box oder hinter irgendwelche Gitter.

Wenn der Mensch keine Nerven mehr hat für den Hund oder einfach zu müde ist, wird der Hund in den Garten geschickt oder es werden Gassigänger engagiert, die mit dem behangenen Hund und zig Warnungen rausgeschickt werden.

Es wäre so einfach: Eine gründliche Basisausbildung, Festigung von Signalen, Generalisierung, konsequentes Handeln, Struktur und vor allem KOMMUNIKATION mit dem Hund und den Bedürfnissen des Hundes gerecht werden.

Foto von Alexandre Goebel. Bildbeschreibung: Ich führe June, die mit einer Kenndecke gekennzeichnet ist, körpersprachlich eine Treppe runter.